Katherina Reiche: Energieversorgung muss zuverlässig und bezahlbar sein © BMWE / Laurence Chaperon

Katherina Reiche: Energieversorgung muss zuverlässig und bezahlbar sein

Mit Katherina Reiche (CDU) zieht eine ausgewiesene Energieexpertin ins Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ein. Seit dem 6. Mai 2025 ist sie die neue Chefin des Hauses und hat sich in der Energiepolitik viel vorgenommen.

Im Ludwig-Erhard-Saal des altehrwürdigen Bundeswirtschaftsministeriums im Herzen Berlins herrscht gespannte Stille. Gestern noch hat das Ministerium einen neuen Namen bekommen. Aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) wurde das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE). Heute schon zieht die neue Ministerin ein, die neben vielen anderen Anwesenden von Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz a.D. Dr. Robert Habeck und der Personalratsvorsitzenden Dr. Viktoria Ludwig an diesem Morgen der Amtsübergabe erwartet wird. Dann wird es bei allen Anwesenden emotional. Der Minister wird mit langem Applaus verabschiedet und bereitet seiner Nachfolgerin einen herzlichen Empfang.

In ihrer Antrittsrede als Wirtschaftsministerin dankte Katherina Reiche ihrem Vorgänger Dr. Robert Habeck und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ehemaligen BMWK für ihre Arbeit in „bewegten Zeiten“. „Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit, die Auswirkungen der Pandemie waren noch nicht bewältigt, begann der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Plötzlich galt es, Antworten auf eine massive Gaskrise in Deutschland und Europa zu finden. Welche Arbeitslast auf Sie und das Haus zukam, ist kaum in Worte zu fassen. Sie haben diese Ausnahmesituation von Beginn an als Ihre Aufgabe angenommen, waren präsent, haben unpopuläre Entscheidungen vertreten“, sagte Reiche.

Katherina Reiche: Energieversorgung muss zuverlässig und bezahlbar sein © BMWE / Laurence Chaperon

Veränderungen in der Energiepolitik angekündigt

Energiethemen räumte sie in ihrer Ansprache viel Platz ein und sagte „Versorgungssicherheit hat höchste Priorität“. Der Blackout auf der iberischen Halbinsel habe gezeigt, wie verwundbar das Stromsystem sein kann. Der Hintergrund: Am 28. April 2025 war es in Spanien und Portugal zu massiven Stromausfällen gekommen.

Der Ausbau von Wind- und Solarenergie habe Deutschland beim Klimaschutz ganz stark vorangebracht, betonte die Ministerin und ergänzte: „Die Systemkosten aber müssen wir in den Griff bekommen“. Dazu brauche es einen Realitätscheck: „Wie schnell, wie weit müssen wir gehen und was braucht es“.

„Die Erneuerbaren Energien sind eine Erfolgsgeschichte, ohne Zweifel“, erklärte Reiche ihre Sicht auf die Energiewende weiter. Noch aber würden sie allein nicht ausreichen, um Deutschland zuverlässig und zu bezahlbaren Preisen zu jeder Stunde des Jahres mit Strom zu versorgen. Vor allem die Ausschreibungen für Gaskraftwerke sollten deshalb jetzt schnell umgesetzt werden, damit die Versorgungssicherheit auch weiterhin garantiert werden könne, betonte sie. Der Koalitionsvertrag nennt bis zu 20 Gigawatt für Gaskraftwerke. Auch CCS (Carbon Capture and Storage, also die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid) und CCU (Carbon Capture and Utilization, also die Abscheidung und Nutzung von Kohlendioxid) sollen eine stärkere Rolle spielen.

Erneuerbaren-Ausbau besser mit dem Netzausbau synchronisieren

„Zum Realitätscheck gehört auch“, sagte die Ministerin weiter, „den Erneuerbaren-Ausbau räumlich und zeitlich besser mit dem Netzausbau zu synchronisieren. Wir werden für eine gründliche Bestandsaufnahme sorgen und dann das Thema mit hoher Priorität angehen“. Der Netzausbau sei zwingend erforderlich, um die Integrationsleistung für die Erneuerbaren zu erbringen, erklärte sie und unterstrich damit die Bedeutung der zu modernisierenden oder neu zu bauenden Stromtrassen in Deutschland.

Strompreise stabilisieren und reduzieren

Auch die hohen Strompreise für Verbraucherinnen und Verbraucher und ebenso Unternehmen in Deutschland waren Thema der Antrittsrede. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung sei hier unter anderem von einem Industriestrompreis, von Reservekraftwerken und von der Systematik der Netzentgelte die Rede, sagte Reiche. Die Strompreise müssten stabilisiert und reduziert werden. Unternehmen sollen ermutigt werden, langfristige Gaslieferverträge einzugehen. Auch brauche es viele Energiepartnerschaften zur Diversifizierung der Lieferländer, ist die Ministerin überzeugt.

Maßnahmen für ein flexibleres Stromsystem

Das Stromsystem müsse flexibler werden, betonte Reiche weiter und nannte dazu etwa dynamische Stromtarife und bidirektionales Laden. Dabei sei es ihr wichtig, auf Technologieoffenheit zu setzen und Innovation zu fördern. „Ich habe erlebt, wie viel Erfindergeist in Unternehmen steckt. An wie vielen Lösungen schon gearbeitet wird, die man gar nicht auf dem Schirm hat.“

Katherina Reiche wurde am 16. Juli 1973 in Luckenwalde (Brandenburg) geboren. Die studierte Chemikerin war von 1998 bis 2015 bereits Mitglied des Deutschen Bundestages, von 2009 bis 2013 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und von 2013 bis 2015 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. Zuletzt war sie Vorstandsvorsitzende des Energiedienstleisters Westenergie AG.

Einen ausführlichen Lebenslauf der Ministerin finden Sie hier.

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